Nach dem Abschluss der Operation Uranus begann die Rote Armee am 10. Januar 1943 die Operation Kolzo (auf deutsch: Ring). Sie hatte zum Ziel, den geschlossenen Kessel von Stalingrad zu erobern.
Trotz der aussichtslosen Lage hatte der deutsche General Paulus noch am 8. Januar 1943 die Aufforderung der sowjetischen Seite zur Kapitulation abgelehnt. Am 10. Januar begann daraufhin die letzte Großoffensive der Roten Armee gegen die Reste der 6. Armee, die am 25. Januar mit der Aufspaltung der Kräfte der Wehrmacht in einen Süd- und einen Nordkessel aufhörte zu existieren. Schon einige Tage zuvor konnte Versorgungsmaterial nur noch abgeworfen werden, da sich bereits alle Landeplätze in sowjetischer Hand befanden. Der Nordkessel kapitulierte am 2. Februar 1943, der Südkessel geriet bereits zuvor vollständig unter die Kontrolle der Roten Armee.
Die politische Führung in Deutschland hatte ihrer Propaganda über das Geschehen um Stalingrad und die sich dort abzeichnende katastrophale Niederlage für die faschistische deutsche Wehrmacht strenges Schweigen befohlen. Der sowjetische Historiker Arkadij Samsonowitsch Jerussalimski (1901-1965) notierte am 26. Januar 1943 in seinem Tagebuch:
Noch vor einigen Tagen schwieg die faschistische Propaganda über die Niederlage, die der deutschen Armee bei Stalingrad zugefügt worden ist. Anscheinend hofften die Berliner Führer und ihre Bundesgenossen immer noch, dass es irgendwie gelingen werde, die so stark verfahrene Situation zu bessern, damit dann das erzwungene Schweigen bedeutungsvoll und weise wirke. Aber wie lange kann man über Ereignisse schweigen, von denen die ganze Welt spricht? Nachrichten über die Niederlage an der sowjetisch-deutschen Front sickerten durch alle Hindernisse der faschistischen Zensur hindurch, und nun musste man selbst endlich deutlicher werden. Jetzt wurde endgültig klar, wie bestürzt Berlin und Rom waren.
Nach dem Bericht des Berliner Korrespondenten der schwedischen Zeitung „Svenska Dagbladet“, „spricht man jetzt in Berlin offen davon, dass die Niederlagen dieses Winters in der UdSSR die schwerste und verhängnisvollste Periode des Krieges bilden, die Deutschland bisher überstanden hat. Ständig wird betont, dass die gewaltigen und schweren Abwehrkämpfe im Osten ein Maximum an Anstrengungen und Opfern kosten.“
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die deutsche Presse, aber auch Hitler selbst die Deutschen mit Versprechungen überhäuften, dass man im Laufe des Jahres 1942 die Rote Armee endgültig schlagen und im Osten entscheidende Siege erringen werde. Jetzt schreibt der Hitlersche offiziöse „Völkische Beobachter“: „Im Osten steht die deutsche Wehrmacht in der zweiten Winterschlacht. Wieder versucht die bolschewistische Kriegführung die Gelegenheit auszunutzen, um die deutsche Front zum Einsturz zu bringen.“ Die faschistische Zeitung, die sich noch vor kurzem damit beschäftigt hatte, die Aussichten auf eine Vernichtung der Sowjetunion zu schildern, verkündet jetzt die Notwendigkeit, „diese Schlacht (zu) gewinnen, denn eine Niederlage würde das Schicksal des Reiches für alle Zukunft entscheiden“.1 Welch neue Worte!
Aus Rom ertönen hysterische Stimmen. Auch das ist verständlich: Das italienische Kolonialreich ist zusammengebrochen, während zur gleichen Zeit nicht wenige Divisionen ihre ewige Ruhestätte im kalten Boden der Donsteppen gefunden haben. Aber in Rom zieht man offenbar vor, über den Misserfolg Deutschlands zu sprechen. Der italienische Korrespondent Appelius erklärte: „Wir geben die Erfolge der Russen im Gebiet von Stalingrad zu. Wir geben die verzweifelte Lage der dort kämpfenden deutschen Truppen zu. Wir geben zu, dass ihre Situation dramatisch ist. Die Russen kämpfen mit ungewöhnlicher Besessenheit und Kraft.“ Das ist noch nicht alles. „Die Lage an der russischen Front ist nicht nur deshalb sehr ernst, weil die Russen riesige Reserven in den Kampf geworfen haben, sondern auch, weil die Achsenmächte in dem Winterfeldzug nicht mehr als die von ihnen schon aufgestellte Zahl an Divisionen einsetzen können. Der Druck der russischen Truppen ist in seiner Stärke wahrhaft erschreckend.“ Auch das sind neue Worte!
In seinen offiziellen Berichten sucht das deutsche Oberkommando noch immer gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Rote Armee hat auf einer breiten Front die Verteidigungslinie der faschistischen deutschen Truppen durchbrochen, ist 400 Kilometer vorwärtsgestoßen, aber das deutsche Oberkommando behauptet, die Ereignisse entwickelten sich nach den vorher ausgearbeiteten Plänen einer „elastischen Verteidigung“. Eine seltsame Verteidigung! Die Rote Armee hat eine der größten Gruppierungen des Gegners zerschlagen, mehr als 200000 Gefangene gemacht, 13000 Geschütze und vieles andere Kriegsmaterial erbeutet. Gehörte das vielleicht zu den Plänen des deutschen Oberkommandos?
Am 3. Februar ließ das Oberkommando der Wehrmacht im Großdeutschen Rundfunk eine Sondermeldung verlesen, wonach die 6. Armee „unter der vorbildlichen Führung von Paulus bis zum letzten Atemzug“ gekämpft habe, sie aber einer „Übermacht“ und „ungünstigen Verhältnissen erlegen“ sei.

1Völkischer Beobachter, 24. Januar 1943.